F wie Fermentstarter
In vielen meiner Rezepte findet sich Starter als Triebmittel. Immer wieder werde ich gefragt, was das genau ist und wie man damit umgeht.
Was ist das
Fermentstarterpulver ist ein ganz besonders milder, sehr hefelastiger, getrockneter Sauerteig. Das Pulver kann man im Biosupermarkt, im Reformhaus oder in verschiedenen Shops für Hobbybäcker kaufen.
Der Starter hat den Vorteil, dass er definierte, triebstarke Naturhefestämme und Milchsäurebakterien im optimalen Verhältnis enthält und damit eine Entwicklung der „richtigen“ Mikroorganismen für eine sichere Teiggärung garantiert. Für die Profibäckerei gibt es einen Hersteller, der mit seinem Fermentstarterpulver auf Dinkelbasis auch die professionelle Herstellung hefefreier Backwaren ermöglicht. Dort habe auch ich mein Starterpulver bezogen. Inzwischen kann man es aber in haushaltsüblichen Mengen im Internet kaufen.
Wie geht das
Die Starterpulver bringen eine Bedienungsanleitung mit, meistens braucht man 4% Starterpulver bezogen auf die Mehlmenge im Vorteig, um einen Starter anzusetzen. Der Starter reift dann 14-16 Stunden, wichtig ist, dass man die angegebenen Temperaturen und Mischungsverhältnisse einhält. Starterpulver hat nur eine beschränkte Haltbarkeit, die meist mit 6 Monaten angegeben wird. Danach verliert es an Triebkraft. Ich habe meine Reste vakuumiert und bewahre sie im Kühlschrank auf. Auch ein halbes Jahr nach Ablauf der MHD ist es noch brauchbar, allerdings habe ich die Menge im Ansatz mittlerweile auf 10% angehoben und es braucht auch mehrere Fütterungen, bis sich ausreichende Aktivität und Triebstärke zeigen.
Wie mache ich das
Man kann den Starter für jedes Backvorhaben neu nach Anleitung ansetzen. In meinen Alltag läßt sich das so nicht integrieren. Deshalb führe ich den einmal angesetzten Starter als Dinkelmadre, als ganz milden Sauerteig, der auf 100g Mehl 50g Wasser enthält, weiter. Die wohnt im Kühlschrank und braucht bei Bedarf nur aufgefrischt zu werden. Dazu nehme ich angesetzten Starter, Mehl und Wasser im Verhältnis 2:2:1 und produziere damit die Menge, die ich für die zu backende Rezeptur brauche. So sind auch die Angaben zum Startervorteig in meinen Rezepten zu verstehen: x Gramm Starter bezieht sich auf den Vorrat an Starter, der im Kühlschrank haust. Da ich selten nur ein Rezept backe, wird bei mir meistens der gesamte Startervorrat aufgefrischt.
Vergeht mal eine Zeitspanne von mehr als 14 Tagen, in der ich keinen Starter brauche, mache ich zwischendurch eine Auffrischung.
Bei der Auffrischung hat es sich bewährt, zunächst den Starter aus dem Kühlschrank mit etwa 35° warmem Wasser mithilfe des Handrührgerätes schaumig zu rühren. So kommt Sauerstoff in die Mischung, das unterstützt die Entwicklung der Hefen. Das Mehl knete ich dann ebenfalls mit den Knethaken des Handrührgerätes unter. Danach reift der Starter im abgedeckten Gefäß bei etwa 30°. Das geht gut in einer Gärbox oder im Backofen bei eingeschalteter Beleuchtung. Ich habe festgestellt, dass der Starter sich in hohen, schlanken Gefäßen besser entwickelt als in breiten.
Was kann man damit backen
Mit einem Startervorteig lassen sich alle Rezepturen industriehefefrei herstellen. Als Faustregel geht man von 30% der Gesamtmehlmenge im Vorteig aus, d.h. man setzt dieses Mehl mit der gleichen Menge Starter und der halben Menge Wasser als Vorteig an.
Mit diesem Starter lassen sich alle Getreidesorten verbacken. Eine Roggenmadre geht auch, ich habe aber festgestellt, dass sie nach einiger Zeit im Kühlschrank wieder sauer wird, also nicht so lange haltbar ist und setze sie deshalb öfter neu an. Auch süße Teige sind möglich, da setze ich den Starter dann mit Milch an.
Habe ich größere Mengen übrig, gebe ich den Starter esslöffelweise als Aromageber in Brotteige.
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165 thoughts on “F wie Fermentstarter”
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Wem es zu mühseelig ist einen Sauerteig selber zu ziehen ist mit dem Fermentstarter sehr gut bedient. Meine ersten Backergebnisse mit dem Sekowaferment waren sehr überzeugend.
Bei bongu kann man auch so einen Starter „EVA“ erwerben. Die Produkte des Entwicklers sind unter http://schellikocht.de/post/view/panettone_fr_dummies zu sehen. M. Schellin ist ein begnadeter Biochemiker mit einer sensationell feinen Zunge.
Es ist aber anzumerken, dass sich der Sauerteig, egal wo er herkommt sich weiterentwickelt. Letztlich werden die Hefen und Milchsäurebakterien aus der eigenen Wohnung und besonders aus dem verwendeten Getreide die fleißige Arbeit im Brotteig übernehmen. Das muss kein Nachteil sein. Die Kirschen aus Nachbars Garten…. Später findet man die eigenen Kirschen auch ganz gut und die Nachbarskinder unsere Kirschen.
Irmgards Hinweis zu den schlanken Behälter hat sehr gute Gründe. In unseren Räumen sind wir von einer Mikroorganismenwolke umgeben. Einige von ihnen stecken noch in der Pubertät und richten Schaden an. Da ist eine geringere freie Oberfläche derSauerteigkultur sehr vorteilhaft und unsere erwachsenen Mikroorganismen werden schnell mit ihnen fertig.
Hallo Peter,
geschmacklich empfinde ich einen deutlichen Unterschied zwischen der aus dem Fermentstarter gezogenen Madre und meinem selbstgezogenen Dinkelsauerteig. Der Starter ist deutlich milder und fruchtiger. In der kalten Gare bleibt er so mild und entwickelt dennoch eine beachtliche Triebstärke. Noch dazu ist er sehr verarbeitungstolerant. Beides kann ich für den Sauerteig nicht in gleichem Maße bestätigen. Für eher „mediterrane“ Gebäcke würde ich daher immer dem Startervorteig den Vorzug geben.
Hallo Irmgard,
was ich nicht ganz verstehe ist, weshalb Dein Dinkelmadre nur ca. 14 Tage haltbar sein soll. Dies ist doch ähnlich wie der Grundansatz von Sekowa, wobei dieser offensichtlich mindestens 4 Monate im Kühlschrank haltbar ist.
Über eine unzureichende Triebkraft beim Grundansatz von Sekowa kann ich mich nicht Beschwerden.
Liebe Grüsse
Eva-Maria
Hallo Eva-Maria,
ich bin nicht sicher, ob ich Deine Anmerkung richtig verstehe. „Halten“ tut meine Madre schon seit dem ersten Ansatz. Mit zunehmender Lagerdauer verliert sie einfach an Triebfreudigkeit und deshalb halte ich sie mit regelmäßiger Fütterung bei Laune.
Hallo Irmgard,
ich möchte gerne deinen Saatenkranz backen. Habe allerdings keinen Fermentstarter. Da hätte ich EVA, Roggensauerteig und Hefe. Was empfiehlst du mir alternativ (Menge) und wie gehe ich am besten vor?
Du kannst den Vorteig mit einem sog. „stiff starter“, das ist ein Sauerteig mit einer TA von 150 (2 Teile Mehl, 1 Teil Wasser, Anstellgut=10% der Mehlmenge) herstellen. Der Sauerteig sollte warm geführt werden, damit er ganz mild bleibt. Der Roggensauerteig verändert aber den Geschmack des Teiges , deshalb würde ich Dir eher zu einem Vorteig mit EVA raten. Bei der Herstellung hältst Du Dich einfach an die Vorgaben des Herstellers, am Ende sollte Dein Vorteig 133g Mehl und 67g Wasser enthalten.
Wenn ich statt des Fermentstarters selbst gezogenen Roggensauerteig, Weizensauerteig oder Industriehefe verwenden möchte, in welchem Verhältnis muss dann der Fermentstarter in einem Rezept ersetzt werden?
Beispielsweise beim Rezept des Rotkornkrustenbrotes sind 90gr Fermentstarter geführt. Wieviel gr. Hefe oder Sauerteig muss ich anstatt des Fermentstarters verwenden um bei den angegebenen Zeiten den richtigen Trieb zu haben?
Wenn Du den Weizensauer als festen Starter mit einer TA von 150 führst, kannst Du die Angaben aus den Rezepten übernehmen.
Bei einer TA von 200, mit der Anstellgut normalerweise geführt wird, müsstest Du die Rezepte komplett umrechnen. Der Fermentstarter ist ein sehr milder, hefelastiger Sauerteig, den Du nicht 1:1 durch anderes Anstellgut ersetzen kannst ohne dass sich das deutlich auf den Geschmack auswirkt. In diesem Fall würde ich daher das Mehl aus dem Fermentstarter zur Mehlmenge, dei für den Vorteig angegeben ist dazurechnen, eine TA von 200 wählen, 10% Anstellgut bezogen auf die Mehlmenge im Vorteig nehmen und die Wassermenge im Hauptteig anpassen. Die Reifezeiten sind dann allerdings deutlich länger.
Der Einsatz von Industriehefe würde zu völlig anderen Rezepten führen, weil es dann an der teilweisen Versäuerung fehlt.
Liebe Irmgard,
könntest du bitte nochmal eine „allgemeine Anleitung“ für einen Fermentstarter geben? Ich zum Beispiel habe mir jetzt so ein 20g-Tütchen Fermentstarterpulver von BIOVEGAN besorgt, weil ich gerne deine Rotkornkruste backen will. Wieviel von diesem Fermentpulver versetze ich nun mit Weizenmehl und Wasser (in Gramm), um auf deine im Rezept angesetzten, 90g Fermentstarter zu kommen?
Das BIOVEGAN-Ferment habe ich noch nicht verwendet, es ist, wie auch andere Fermentstarter darauf ausgelegt, dass für jedes Brot von dem Fermentpulver benötigt wird. Ich habe meinen Starter einmalig angesetzt und führe ihn weiter, dadurch stabilisiert sich die Kultur und wird mild und triebstark. Ich würde daher die Anleitung von Marla aus dem Sauerteigforum:
http://www.der-sauerteig.com/phpBB2/viewtopic.php?p=125917#1259171.
Neuzüchtung Madre mit Fermentstarter empfehlen.
Von dem Ansatz nimmst du dann an Tag 4 90g ab, den Rest bewahrst Du im Kühlschrank auf und fütterst ihn im Verhältnis 2 Teile Starter, 2 Teile Mehl, 1 Teil Wasser.
Hallo!
Ich würde so gerne die Maronibrötchen backen, habe aber keinen Fermentstarter.
Ich habe LM, RST und Hefe. Wie genau gehe ich hier am besten vor?
Danke für deine Hilfe!
Elke
Du kannst den Starter 1:1 durch LM ersetzen
Hallo Irmgard,
tust du deinen Fermentstarter am Vortag auffrischen oder nimmst du direkt die benötigte Menge von deinem Starter aus dem Kühlschrank?
Liebe Grüße Yvonne
Das kommt darauf an, wie lange der schon im Kühlschrank steht. Meiner ist sehr fit, der kann ruhig mal 10-14 Tage alt sein. Wenn Du allerdings nicht wirklich regelmäßig damit backst, würde ich ihn auffrischen.
Hallo Irmgard,
ganz lieben Dank für deine Antwort. Habe noch nie mit Fermentstarter gabacken sondern bis jetzt “ nur “ mit einem selbstgezogenen LM, den finde ich schon sehr mild. Und du findest den Fermentstarter noch milder? Über eine längere Zeit müsste der sich eigentlich auch geschmacklich verändern, weil er ja immer auch mit den in der Umgebug ( Küche ) befindlichen Mikroorganismen in Kontakt kommt.
Deine Brote und Brötchen sind mega !!! Schön , daß du andere an deiner Passion teilhaben lässt und Fragen beantwortest. Vielen Dank!!!
Liebe Grüße
Yvonne
das mache ich sehr gerne, lieben Dank!
Sicher passt sich der Fermentstarter mit der Zeit an das vorhandene Mikrobiom an. Ob der jetzt milder ist als ein LM kann ich nicht sagen, jeder dieser Starter lebt ja in seinem eigenen mikrobiotischen „Universum“ und mit den dortigen Führungsparametern.
Eine Frage habe ich dann noch, welches professionellel Starterpulver verwendest du?
Yvonne
Das war damals der Dinkelstarter von Deffland. Den habe ich einmal angesetzt und führe ihn seither mit einer TA von 150. Den für die süßen Teige mit einer zusätzlichen Zuckerzugabe von 20%.
Wenn Du eine stabile, gut triebige LM hast, bleib einfach dabei.
Liebe Irmgard, ich bin neu auf deinem Blog und finde ihn großartig! Meine Lievito Madre hat sich nach über zwei Jahren, in denen sie sorgfältig gehütet und aufgefrischt wurde, und nachdem sie hunderte von Broten Back trieb gegeben hat, verabschiedet und ist sauer geworden. Rettungversuche haben nichts gebracht. Also habe ich mir einen Fermentstarter im Netz besorgt. Ich habe ihn genauso angesetzt wie beschrieben. Zunächst einmal 16 Stunden bei 29°, dann mehrfach aufgefrischt. Leider bekomme ich kein Volumenzuwachs. Die GärProzesse sind in Gang, eine milde Säure hat sich gebildet, aber kein Zentimeter Volumenzuwachs. Woran kann das liegen? Viele Grüße von nicole
Hallo Nicole,
schön, dass Du hierher gefunden hast!
Eine Ferndiagnose ist immer schwierig, vor allem, wenn sich ja offensichtlich was tut, Du schreibst, der Gärprozess sei in Gang. Kann es sein, dass das Gefäß, in dem Du den Starter führst einfach zu groß bzw. breit ist, so dass der Zuwachs einfach nicht deutlich sichtbar wird? Schick mir gerne Fotos auf info@wildes-brot.de evtl. kann ich dann mehr sagen.